Ein netter Gruß zu Ostern
Pfadfinder werden zu Detektiven
Ein netter Gruß zu Ostern
Lüdinghausen. Manchmal müssen Pfadfinder auch Detektive sein. Zu Ostern in Lüdinghausen bespielsweise. Denn dann gilt es, mit ausgeprägtem Scharfsinn so manche nur vage angegebene Adresse aufzuspüren, und dem Empfänger ein buntes Ei samt Ostergruß zu überbringen.
„Schöne Ostergrüße für‘s Schülercafé“ oder „Gute Besserung und frohe Ostern an Oma Gerda im Krankenhaus“ steht auf dem kleinen bunten Kärtchen – und die Pfadi-Ermittler sind gefordert. Ob in Lüdinghausen nicht der Osterhase unterwegs ist, um die Ostereier zu verteilen? „Doch natürlich“, lacht Tobias Petrausch, „wir helfen ihm nur ein bißchen dabei.“ Der Stammesleiter der Deutschen Pfadfinderschaft St. Georg (DPSG), die in den drei Gemeinden St. Felizitas, St. Ludger und St. Dionysius rund 125 Mitglieder hat, freut sich mit seinen Mitstreitern über das rege Interesse an einem außergewöhnlichen Angebot. Im nunmehr vierten Jahr läuft die Ostergruß-Aktion der Pfadfinder und die Nachfrage steigt. Etwa 150 Grüße haben die Initiatoren 2004 überbracht und diese Zahl möchten sie auch jetzt wieder erreichen.
„Die Sache ist denkbar einfach“, erklärt Petrausch: „In der Woche vor Ostern bauen wir unseren Stand beim Frühlingsfest oder auf dem Wochenmarkt im Stadtzentrum auf. Jeder, der möchte, kann bei uns eine kleine Dekoration basteln, einen Hasen oder eine Osterwiese aus farbigem Karton. Darauf schreibt er seinen Gruß und die Anschrift des Empfängers. Wir legen ein buntes Ei dazu, und unsere Kinder und Jugendlichen überbringen das Ganze während ihrer Gruppenstunden ein paar Tage vor dem Fest für eine Spende von zwei Euro.“
„Eine Super-Initiative“, findet Ben, der über die Feiertage in Urlaub fährt und seiner Familie so aus der Ferne frohe Ostern wünschen möchte. Julia ist Krankenschwester und hat an den Festtagen Dienst. Auch ihr kommt das Angebot gerade recht: „So kann ich meine Eltern trotzdem mit einem persönlichen Gruß überraschen.“
Hanni Hamacher hat sich ganz spontan entschieden, zwei Euro zu investieren und eine Osterbotschaft überbringen zu lassen. Wer der glückliche Empfänger ist? „Meine Freundin Tilde“, flüstert die Radlerin, die in Begleitung unterwegs ist, „aber nichts verraten, denn sie steht hinter mir und ist völlig ahnungslos!“ Schon Stammkunden bei den Pfadfindern sind Inga und Monika. Die beiden jungen Frauen schicken alljährlich zu Ostern kleine Briefchen mit den bunten Eiern an ihre Eltern, WG-Mitbewohnerinnen und Freunde.
„Jedes Mal, wenn wir in Lüdinghausen sind, machen wir das. Es hat schon Tradition, macht Spaß, und alle Beteiligten freuen sich riesig“, wissen sie aus Erfahrung. Im Rahmen ihrer Ostergruß-Aktion erleben die Lüdinghauser Pfadfinder immer wieder auch Kuriositäten. Petrausch: „Einmal kam ein Junge mit einem ganzen Dutzend Adressen. Der hat gleich die gesamte Verwandschaft eingedeckt.“ Von einigen Menschen werde ein regelrechtes „Osterwichteln“ veranstaltet. Dann erfolge die Überbringung ohne Absender und der Empfänger dürfe raten, wer ihn mit dem bunten Präsent bedacht hat.
Kontakt fördern
Pfiffig wie Pfadfinder nun einmal sind, schlagen sie mit ihrer Idee gleich zwei Fliegen mit einer Klappe. „Der Ursprungsgedanke war, Menschen miteinander in Kontakt zu bringen, die sich zu Ostern nicht treffen können“, stellt Tobias Petrausch heraus. „Und als willkommener Nebeneffekt können wir einen kleinen Zuschuss für unser alljährliches Zeltlager erwirtschaften.“
Zu den eifrigsten Helfern unter den Jungen und Mädchen der DPSG gehören das libanesische Brüderpaar, der neunjährige Nisar und der elfjährige Nader. Sie haben sich begeistert dem Verband angeschlossen und sind im Lüdinghauser Pfadfinderstamm voll integriert. Kundenwerbung ist ihre bevorzugte Beschäftigung. Sie sprechen Passanten in der Fußgängerzone freundlich an und versuchen, diese für die Ostergruß-Aktion zu gewinnen – was ihnen des öfteren gelingt. „Das macht Spaß“, erklären die beiden, lachen und legen eine weitere Grußsendung auf den großen Haufen. Sind alle Osterpäckchen in einem Pappkarton gesammelt, beginnt für die Pfadis wieder der Botendienst – und die Detektivarbeit – zu Ostern in Lüdinghausen.
Text und Foto: Heiner Frerichmann in „Kirche+Leben„, 23.03.05