Pfadfinder gehen mit der Zeit

Ehemaligentreffen am ClaimGut versteckt ist er, der Claim der Lüdinghauser Pfadfinder. Mitten in einem Waldstück in der Nähe der Berenbrocker Schule liegt die Hütte mit Feuerstelle. Am Wochenende war es jedoch vorbei mit der Ruhe. Über 50 Pfadfinder und ihre 20 Leiter schwirrten während des Georgslagers zwischen den großen Gruppenzelten.

Jedes Jahr um den Namenstag des heiligen Georgs herum treffen sie sich, um gemeinsam in der Natur zu übernachten und am Lagerfeuer zu sitzen. Dass sie jedoch „mit der Zeit gehen“, davon war Stammesvorsitzender Tobias Petrausch überzeugt. „Früher arbeiteten wir meistens mit der Karte, heute mit einem GPS-Gerät.“ Dieses benutzten die Kinder und Jugendlichen sogleich beim Geländespiel mit „pfadfindertypischen“ Aufgaben.

Die Gründungsmitglieder des Lüdinghauser DPSG-Stammes mussten auf solch moderne Technik verzichten. Ansonsten seien jedoch viele Grundideen wie die Verbundenheit in der Gruppe sowie Rituale erhalten geblieben, meinte Ludger Pieper, der wie seine Freunde zum Ehemaligentreffen kam. Wenn Tobias Petrausch etwa den Schlachtruf „Owenano“ lauthals rief, konnten nicht nur die Jüngsten, sondern auch die Ehemaligen mit einstimmen. Zudem hieß auch schon damals der am Claim vorbeifließende Bach ehrfurchtsvoll „Mississippi“. Heute kommen die einstigen Pfadfinder nur noch beim Sonntagsspaziergang oder bei besagten Ehemaligentreffen zu „ihrer“ Hütte, die sie vor 50 Jahren eigenhändig aufgebaut hatten. „Beim Claim-Bau konnten sich alle einbringen, das schweißte zusammen“, erinnerte sich Jonas Wentrup.

Ganz unverändert blieb das Pfadfinderleben im Laufe der Jahrzehnte aber nicht. „Das ganze hat einen pädagogischen Wert bekommen. Früher sind wir in den Wald gegangen und haben ein bisschen gespielt“, sagte Jörg Janke. Heutzutage arbeiten die Gruppenleiter nach dem gesamtverbandlichen Ausbildungskonzept, wie Tobias Petrausch bestätigte.

Ein großer Einschnitt im DPSG-Stamm Lüdinghausen erfolgte 1976, als erstmals Mädchen den Pfadfindern beitreten konnten. Davon profitierte auch Charmaine Riesel. Für die 14-Jährige und zwölf ihrer Freunde aus der Adler-Gruppe hatte das Georgslager einen ganz besonderen Höhepunkt. Bei einer Zeremonie während des Gottesdienstes stiegen sie von der Altersstufe der Jungpfadfinder zu „richtigen“ Pfadfindern auf. Hinter dem, was augenscheinlich nur mit dem Wechsel der Halstuchfarbe – von blau zu grün – zu sehen ist, steckt mehr. „Wir haben ein Versprechen abgegeben, in der Gruppe zusammenzuhalten, höflich zu sein, die Umwelt zu schützen, Hilfe zu leisten und eine eigene Meinung zu vertreten.“ Zudem hat jeder gelernt: „Hier ist einer für alle da und alle für einen“, sagte Charmaine. Dieses Motto kommt gut an. Immerhin ist das Interesse so groß, dass die Pfadfinder aktuell akut nach Leitern suchen.

Text und Foto: Westfälische Nachrichten

Weitere Infos:

Rocky

Ich bin Jungpfadfinderleiter im Stamm Lüdinghausen und seit über 30 Jahren Pfadfinder. Als Mitglied im Vorstand des Jurtenburg DPSG Lüdinghausen e.V. engagiere ich mich für unser eigenes Pfadfinderhaus in Lüdinghausen. Ich war von 2000-2011 Stammesvorsitzender und von 2011-2014 Vorsitzender des DPSG Diözesanverbands Münster.

 

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